Aus den geplanten 5 Tagen in Chengdu werden dann doch 7 Tage, da es ein paar technische Problem mit dem Thailand Visum gibt. Aber das ist überhaupt nicht schlimm, da es in der Stadt jede Menge zu sehen gibt und ich im Hostel auch einige nette Leute treffe, die den Aufenthalt sehr kurzweilig machen. So treffe ich, und es kommt mir wie ein Zeichen vor, die beiden Ungarn Miklósh und Nicky. Zwei wirklich sehr angenehme und interessante Zeitgenossen. Miklósh ist ein begnadeter Musiker und Kopf der Band „Napra“, also ruhig mal bei Myspace rein hören, es lohnt sich! Nicky dagegen lebt seit einigen Jahren in Shanghai und ist dort Titelfotograf beim größten Magazin Shanghai´s. Es gibt also jede Menge guter Geschichten auszutauschen und ich beschließe zukünftig meine ungarische Seite besser kennen zu lernen.
ungarisch – australisch – neuseeländisch – deutsches Abendessen in der „Stammkneipe“ nebenan.
Chengdu ist trotz seiner Größe recht gemütlich und hat einige schöne Ecken zu bieten. Eine schöne Freakshow gibt es im People-Park, der jedoch alles andere als ruhig ist. An jeder Ecke wird dargeboten, was man so kann, auch wenn man es nicht kann :-). Danach kann man im alten Teehaus einen Tee trinken und sich dabei die Ohren putzen lassen. Für mich bitte aber nur Tee, da das „Ohrbesteck“ eher fragwürdig in Sachen Sauberkeit ist.
Ob Modenschau für Jederman, eine Runde ch. Schach oder einfach entspannen im Teehaus mit Ohrenreinigung, im People Park gibt es für Jeden etwas.
Natürlich darf man keinesfalls die Panda-Forschung- und Aufzuchtstation verpassen. Über 100 dieser knuffligen Zeitgenossen kann man in der Station besuchen. Allerdings lohnt es sich nur zwischen 8 und 10Uhr – Fressenszeit und die einzig aktive Phase am Tag, einfach herrlich so ein Leben. Bis zu 40kg Bambus verdrückt ein ausgewachsener Panda in dieser Zeit und es ist ein Wunder wie diese Tiere 8 Millionen Jahre überleben konnten (die meisten heute lebenden Tierarten sind höchstens 6 Millionen Jahre alt).
Der Panda hat einen Pseudodaumen damit er den Bambus besser halten und schälen kann. Das gibt ihm etwas allzu Menschliches.
Der große Buddha von Leshan darf im Programm natürlich auch nicht fehlen. Jedoch ist der Besuch eher ernüchternd. Man reiht sich in einen Schlange von tausenden Leuten ein, nur um eine Runde um die Statue zu latschen. Aber gut gehört halt dazu, der Buddha kann ja auch nichts dafür.
Der 76m große (und damit der größte bekannte) Buddha von Leshan.
Mit den beiden Ungarn gönne ich mir noch einen Besuch in einer Sichuan – Oper. Diese besteht aus mehreren Einzeldarbietungen vom Schattenspiel bis zur Komödie und natürlich Face-Changing, das Markenzeichen der Sichuan – Oper, sehr interessant. Dazu wird Tee aus einer extravaganten Teekanne und Knapperei gereicht.
Ankleide in der Sichuan – Oper
Ein echt schöner Aufenthalt in Chengdu und solltet ihr mal nach China reisen, dann lohnt es sich einen Besuch dort einzuplanen.
Nach diesem langen Stopp ist es, nachdem ich mich von Boon verabschiedet habe, wieder Zeit ernsthaftes Rad fahren zu betreiben. Und ich muss mich wirklich etwas sputen, da sinnloser Weise das neue China-Visum (30 Tage) ab Antragstellung läuft und nicht ab Austellung. Also schon mal 7 Tage verloren und bis zur laotischen Grenze sind es immerhin ca. 1600km.
War es bereits auf dem Weg nach Chengdu deutlich grüner geworden, so ist der Weg nun mit dichten Bambuswald (aha, deshalb die Pandas) gesäumt und nach wie vor bergig. Das wird sich bis Thailand auch nicht groß ändern. Jeden Tage sind mehrere größere und kleinere Pässe zu bezwingen. Im Durchschnitt erklimme ich jeden Tag 1500 Höhenmeter. Ziemlich schweiß treibend, besonders wenn die Sonne mich des Weges begleitet (und das tut sie häufig) und die Temperaturen auf gefühlte 20C° klettern. Es sind also T-Shirt und kurze Hosen angesagt.
Nach ein paar hundert Kilometer erreiche ich den Yangtse Fluss, den (nach Wassermenge) zweit größten Fluss der Erde. Allerdings ist er hier „oben“ noch jung und nicht sehr beeindruckend. Dafür ist die dunkelbraun Brühe aber bereits hier ziemlich verseucht. Eigentlich sollte ich auf meiner geplanten Route den Fluss als gleich überqueren, doch leider existiert die Brücke über den Fluss nicht (mehr?). Also muss ich einen kleinen Umweg bis zur nächsten Brücke fahren. Doch auch hier gibt es ein Problem. auf dieser Route wird gerade der zweit größte Staudamm China´s gebaut und das Gebiet ist weiträumig für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Zur eigenen Sicherheit versteht sich, na klar. Eigentlich müsste ich nun 1-2 Tagesreisen Umweg fahren um nach Kunming zu kommen. Doch glücklicherweise treffe ich einen freundlichen Chinesen, der zu einer Art offiziellen Gesundheitsinspektion gehört und somit eine spezielle Genehmigung für die Durchfahrt hat. Er bietet mir auch eine Mitfahrgelegenheit an, die ich Aufgrund der knappen Zeit auch ich ausschlage.
Blick auf den „jungen“ Yangtse
Was ich allerdings nicht wusste ist, dass ich die aus 20 Leuten bestehende Kommission den restlichen Tag bekleiden muss (darf). So gibt es einen Besuch in einem örtlichen Krankenhaus und ein zünftiges Mittagessen mit offiziellen Touch. An einem großen Runden Tisch wird gereicht was das Zeug hält. Außerdem ist es wohl üblich, dass jeder einzelne Teilnehmer mit seinem Schnapsglas eine Runde rum geht, um mit jedem an zustoßen. So bin ich nach der Stunde Mittag in jeder Hinsicht abgefühlt. Danach geht es mit dem Elektroboot über den nahe gelegenen Stausee. Wie soll es anders sein, unterwegs geht uns der „Saft“ aus und wir lassen uns zum nächsten Ufer treiben, um dann einige Kilometer zurück zu laufen. Doch damit ist die Sache noch lange nicht abgeschlossen. Weiter geht es danach zu einer Insel mit einem kleinen Kloster, dass sicher noch nie einen ausländischen Touristen gesehen hat. Doch diesmal geht alles glatt und ich werde anschließend in die nächste Stadt zum Hotel gefahren.
Eigentlich bin ich schon ziemlich angetrunken, doch einer der Kommissionsmitglieder besteht darauf mit mir und seinen Freunden Essen zu gehen. Es sollte ein langer, lustiger und kostenloser Abend werden und ich falle erst um gegen 3 Uhr Morgens ins Bett. Nun könnte ich eigentlich weiter radeln, doch irgendwie hab ich zugestimmt am nächsten Tag noch die Familie von Dongkung (oder so ähnlich) zu besuchen. Diese wohnt zum Glück in Richtung meiner weiteren Route. Ich werde zu mehreren Mahlzeiten eingeladen und am Abend muss ich mit der halben Stadt (gefühlt) anstoßen und wieder komme ich sehr spät in mein Bett, wie am Vorabend. Same, Same, but different!
Nachdem ich nun endlich den Yangtse überquert habe und zurück auf meiner „alten“ Route bin, sind die Bambuswälder weiten Kiefernwäldern gewichen. Alles nach wie vor traumhaft schön. Leider ist die Gegend entlang der Strasse sehr besiedelt oder zumindest rundherum bewirtschaftet. Damit fällt Zelten im Moment aus und ich schlafe jede Nacht im Hotel. Nicht so schön, auch wenn alle Hotels guten bis sehr guten Standard haben und sich in meinen Budgetgrenzen bewegen. Trotzdem ist das Naturerlebnis im Zelt unschlagbar intensiver.
Mit der Überquerung des Yangtse bin ich nun auch in meiner letzen chinesischen Provinz, Yunnan, angekommen. Das Essen ist hier nicht mehr so scharf wie in Sichuan und an jeder Raststelle gibt es Bratkartoffeln, eine willkommene Abwechslung. Nach ingesamt 800km erreicht mein Bratkartoffeln gefüllter Bauch die Provinzhauptstadt Kunming, von der aus ich diesen Bericht schreibe. An dieser Stelle möchte ich allen Kommentatoren auch noch mal für ihre Beiträge danken. Sie geben mir immer eine extra Portion Kraft und Motivation. Danke!
Kilometerstand: 13646km
gekletterte Höhen: 60376m
Wie immer gibt hier auch noch ein paar Bildchen:
http://www.flickr.com/photos/87270050@N03/sets/72157631885043077/