Bitte nicht wundern, dass diese Zeilen nicht von Mirko stammen. Ich wurde beauftragt, den nächsten Blogeintrag zu verfassen. Denn Mirko ist reisemüde, schreibfaul und leidet aktuell an ersten Anzeichen einer schweren Reísedemenz. Symptome: 50%iger Unterhosenverlust, unerklärliches Verschwinden seiner wahrlich nur spärlich gefüllten Waschtasche, Gefallenfinden an radfreien Tagen und faulem Müßiggang.

Aber der Reihe nach. Soweit ich seinen Berichten entnehmen konnte, hatte er vier schöne Tage auf Pulau Penang (letzter Eintrag), inklusive einer ganztägigen Erkundung der Insel by bike. Lediglich für die Besichtigung des Penang Hill, der größten Erhebung der Insel, hat er sowohl für den Anstieg als auch die Talstrecke die Seilbahn benutzt. Tssss!!!

Am Morgen seiner geplanten Abreise aus Penang mit der Fähre nach Belawan (Sumatra) musste er feststellen, dass die widersprüchlichen Angaben zu dieser Fährverbindung eben doch bedeuten, dass diese schon 2010 eingestellt wurde. Also blieb ihm nur die kurze Fährverbindung Penang-Butterworth, um auf malayisches Festland zurück zu gelangen und doch die Strecke nach Kuala Lumpur in Angriff zu nehmen.

Wie viele Tage hast Du für die Strecke nach KL gebraucht? – Fünf.

Irgendwelche besonderen Vorkommnisse? – Nö!

Ihr seht, auch die Gespräche sind nicht sehr ergiebig ;0)

Am 26. Januar bringt Mirko die Fähre während einer dreieinhalbstündigen Überfahrt von Port Klang nach Dumai, Sumatra, von wo aus er auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Jakarta und Medan sechs Tage wieder gen Norden radelt. Die Berichte klangen verkehrstechnisch sehr beunruhigend, da die Straßen recht eng, stark befahren und teilweise in erbärmlichen Zustand sind.

Mein Flieger landet pünktlich am 02. Februar morgens halb neun in Medan und nach mehr als einstündiger Einreiseprozedur darf ich den International Airport Medan in der Größe deutscher Lebensmitteldiscounter verlassen und mich von Mirko in Empfang nehmen lassen. Beim Zusammenschrauben meines Rades werden wir von einer Gruppe schaulustiger Männer umringt, die jeden unserer Handgriffe genauestens verfolgen. Endlich scheint hier mal was zu passieren…

Anschließend erlebe ich zum ersten mal das Abenteuer „Rad fahren in Asien“, das Mirko freundlicherweise gleich mit einer Stadtrundfahrt kombiniert. Völlig durchgeschwitzt – ich bin unsicher ob vom Klima oder vor Angst – erreichen wir das Hotel, das quasi gleich um die Ecke des Flughafens liegt.

Am Sonntag starten wir früh am Morgen Richtung Gunung Leuser National Park. Die Verkehrslage auf den ersten 20km aus Medan gen Westen sind eine Lärm-, Geruchs- und Nervenbelästigung gleichermaßen. Aber nachdem wir die Großstädte hinter uns gelassen haben, wird es sehr schnell recht angenehm, durch landschaftlich reizvolles Gelände zu fahren. Insgesamt scheinen radfahrende Touristen hier so etwas wie Aliens aus einem anderen Universum zu sein. Oder wie Mirko sagt, als „Englisch-Übungsplatz und unerwarteter Fremdkörper im Verkehr“.

Während des Aufenthaltes in Bukit Lawang kommen wir in den beeindruckenden Genuss, drei Orang Utans direkt vor unserer Nase beobachten zu können – ein relativ junges Tier sowie eine Mutter mit einem kleinen Baby-Orang Utan.

Für die weitere Route müssen wir leider den Rückweg über Medan wählen – ich hatte gehofft, wir sehen die Stadt erst in zwei Wochen wieder – da die Straßen bzw. Pisten direkt durch den Gunung Leuser NP zum einen nicht ausgeschildert und aufgrund der Regenzeit möglicherweise auch unpassierbar sind. Im Dschungel zu campen erscheint dann selbst Mirko zu abenteuerlich :0)

In Berastagi legen wir einen weiteren Rad-Ruhetag ein, um den Gunung Sibayak zu besteigen, einen der vielen noch aktiven Vulkane Sumatras. Seit zehn Monaten unbeanspruchte Muskelgruppen, die zum Laufen und Klettern notwendig sind, sorgen bei Mirko für heftigen Muskelkater, der ihn auch nach drei Tagen noch zum Wimmern bringt. Auch das Bad in den heißen Quellen am Fuß des Vulkans können leider nicht für Linderung sorgen.

Nach weiteren eineinhalb Radtagen sind wir am Lake Toba angekommen und genießen die freundliche, aufgeschlossen Lebensart der Batak auf der Insel Samosir. Von der Zimmertür bis zum Seeufer des größten Kratersees der Erde sind es gerade mal sieben Schritte.

Die nächsten Tage werden wir von hier aus die restliche Insel erkunden, bevor wir uns spätestens am Donnerstag auf den Rückweg nach Medan machen.

Für alle, die sehnsüchtig auf Mirkos Rückkehr warten, kann ich verkünden: Er hat sich schon mal nen Flug für den 17. Februar ausgesucht :0)

Nein Micha, das heißt nicht, dass er schon am 1. März wieder am Schreibtisch sitzen wird! ;0)

Es grüßt Chefs Tipse Ina

 

PS: Das Korrekturlesen durch Mirko hat folgende Anmerkung ergeben: Bei seiner Ankunft in Dumai startete sein kometenhafter Aufstieg als pädagogische Fachkraft. An einer Privatschule durfte er gleich ZWEI Klassen im Alter von 9-14 Jahren eine Stunde Englisch-Unterricht geben. Ich bin sicher, diese Erfahrung wird den Schülerinnen und Schülern nachhaltig in Erinnerung bleiben!!!

Impressionen findet Ihr wie immer hier.