Die Strecke von Aktöbe in Richtung Süden ist ziemlich wechselhaft und der Belag wechselt zwischen sehr gutem Asphalt, schlechtem Asphalt und übelster Schotterpiste. Das kommt einzig daher, dass die Strecke eine einzige 1200km lange Baustelle ist, zum Teil fertig und zum Teil eben noch nicht.

Bis nach Aral geht es sehr einsam zu. Nur selten kommt eine Ortschaft mit einer Chaichana (Teeküche) des Weges und nicht selten liegen dazwischen 60km. Da muss ich ordentlich mit der Wasserversorgung planen. Das klappt mittlerweile sehr gut und trotzdem ist der Durst ein ständiger Begleiter. Auch nach 10 Liter Wasser tagsüber, habe ich Abends noch Durst.

Anfangs habe ich mit dem Wetter noch Glück, zwar kommt der Wind meist von der Seite, aber es ist zum Großteil leicht bewölkt. Die Temperaturen gehen an einem solchen Tag „nur“ auf 35° hoch. Kurz vor Aral ist es damit aber vorbei und die Sonne darf im vollen Glanz bei 40° Lufttemparatur erstrahlen.

Auf dem Weg nach Aral treffe ich auch ein paar Touristen. Wie Jason aus Taiwan, der mit dem Rad aus Hong Kong entgegen kommt und bis nach Russland weiter reist. Oder die beiden Deutschen, die mir mit Ihren Mercedes Offroader aus Uzbekestan entgegen kommen. 5 Wochen sind sie damit durch Zentralasien getourt und nun auf dem Heimweg.

Nach 6 Tagen ohne Pause lege ich einen Stop in Aral ein. Der Ort ist ein Symbol für die menschliche Zerstörung der Natur. Zwischen 1960 und 2003 wurde soviel Wasser aus den beiden Aralsee-Zuflüssen Syr-Darya und Amu-Darya entnommen, dass die Küstenlinie nun 60km vom der ehemaligen Hafenstadt entfernt ist. Dreiviertel des Aral- See´s sind verschwunden und die Auswirkung sind katastrophal, nicht nur für die Region. Klimaänderung und Trockenheit wurden weit über die Region hinaus registriert.

Seit 2003 wird versucht den See mit dem Wasser aus dem Syr-Darya wieder aufzufüllen und zumindest der nördliche Arlasee hat sich soweit erholt, dass wieder Leben darin möglich ist. (reduzierter Salzgehalt) Der wesentlich größere südliche Aralsee wird jedoch für immer verloren sein.

Ein dementsprechend traurigen Eindruck macht die ehemals blühende Hafenstadt und das einzige Hotel vor Ort ist auch total runter gekommen. Wie so oft völlig unerwartet, treffe ich in der dortigen Lobby zwei Backpacker aus England und Holland. Und während ich gerade das Rad entlade, bringt der Wind den englischen Radler Paul aus Hong Kong an geweht. Das wird am Abend natürlich ordentlich mit ein zwei Bierchen begossen.

Paul hat 7 Jahre in China als Lehrer gearbeitet und ist nun mit dem Fahrrad nach Hause unterwegs. Für mich die beste Gelegenheit, mir Informationen und Tips für das Radtouren in China zu beschaffen.

Von Aral aus wird es wesentlich bewohnter und grüner entlang der Strecke, die parallel des Syr-Darya nach Turkestan führt.

Den schlimmsten Tag der Tour erlebe ich dann nach einem Abendessen in Kyzlorda. Morgens noch bei bester Gesundheit, plagen mich Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen und Fieber auf der gesamten Etappe. Diese sollte dann auch noch 140km lang und wolkenlos sein. Ein höllischer Tag den ich schnell vergessen möchte.

aktueller Kilometerstand: 7100km

gesamter Aufstieg: 21721m

Zeitdifferenz nach Deutschland: +5h

Bildchen gibt´s natürlich auch: https://picasaweb.google.com/110249646880249006150/Zentralkasachstan

p.s.

Paul möchte eventuell auf seiner Rückreise nach England ein paar kleinere Stop´s in Dresden, Chemnitz, Leipzig oder Berlin einlegen. Also wenn Ihr Lust auf ein paar spannende Geschichten und eine freies Plätzchen für Paul habt, so gebt mir bitte eine kurze Info in den Kommentaren und ich gebe dann Eure E-Mail Adresse ganz vertraulich an Paul weiter. Ich würde mich über ein paar positive Rückmeldungen freuen.

Gruß aus Turkestan

Mirko