Diesmal gibt es einen etwas ausführlichen Bericht der letzten Tage.

Ich stehe recht früh auf und nach einem schnellen Frühstück geht es erstmal raus aus Almaty. Leider bin nicht früh genug und ich lande voll im Stau und das am Sonntag Morgen. Wo wollen die bloß alle hin? Jedenfalls wird hier um jeden Meter Asphalt gekämpft und ich mit meinem kleinen Rad mittendrin. Aber dafür bin ich wendig und so kämpfe ich mich irgendwie aus der Stadt raus. Dort wird mir auch klar, wo die alle hin wollen, zum Automarkt, um noch mehr Autos zu kaufen und noch länger im Stau zu stehen. Der Weg zurück Richtung Bishkek verläuft sonst recht ereignislos, ausser dass ich mal wieder von ein paar freundlichen LKW-Fahrern zu einer Melone eingeladen werde. Am Abend findet sich in einem kleinen Waldstück auch ein schöner Platz zum Campen mit fantastischer Aussicht auf die Berge.

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Nach der üblichen Morgenprozedur, aufstehen, Zähne putzen, frühstücken und Zelt abbauen, erklimme ich erneut den kleinen Pass Richtung Bishkek. Die Beine fühlen sich absolut bergtauglich an. Das sollten sie auch, denn übermorgen steht die erste größere Passüberquerung auf ca.3200m an. Doch zuvor muss ich über die Grenze nach Kirgistan.

Leider hab ich Trottel die Immigration-Card nicht vollständig gelesen. Ich hätte mich innerhalb von 5 Tagen in Kasachstan registrieren lassen müssen. Ein Problem und ein willkommener Anlass eine Strafgebühr von mir zu verlangen. Meine Verhandlungsposition ist denkbar ungünstig, da auf der Immigration-Card extra auf eine Strafe hingewiesen wird. 100$ werden dafür fällig. Quittung bekomme ich dafür natürlich keine und die Kohle wandert auch ganz dezent unter den Schreibtisch des Beamten. Naja selber Schuld, ich ärgere mich ein paar Kilometer lang über mich selbst und dann ist die Geschichte, Geschichte. Tschüss Kasachstan. Wie bei den meisten Grenzübergängen blicke ich kurz wehmütig zurück. Trotz der Hitze, der schlechten Strassen und der Trostlosigkeit mancher Landstriche, fühlt es sich an, als würde man einen guten alten Freund zurück lassen. Natülich gab es auch viele glückliche Momente und die aufgeschlossenen, freundlichen und interessierten Menschen werden mir lange in Erinnerung bleiben.

Da Bishkek nicht besonders lohnenswert sein soll, plante ich die Stadt zu umfahren. Doch es muss ein bisschen Geld (Som) beschafft werden und ausserhalb findet sich nirgendwo ein Bankomat. Also doch mitten rein in die Stadt und schnellstmöglich wieder raus. Das natürlich am Nachmittag um 17:00 Uhr im Berufsverkehr, einfach schrecklich und gefährlich. Alles nur wegen einem blöden Bankomat, aber es geht eben nicht ganz ohne Geld. Ausserhalb der Stadt finde ich eine günstige „Kostiniza“ für die Nacht. Vielleicht die letzte Möglichkeit einer Dusche für die nächsten Tage.

Die ersten 40 Kilometer geht es noch relativ flach in Richtung Pass, allerdings bei ordentlichem Gegenwind. Danach geht es entlang eines Flusses die Passstrasse hinauf. Durch tiefe Schluchten zieht sich der Weg und bereits am Nachmittag fahre ich nur noch im Schatten. Bis auf ca. 2000m fahre ich entlang des Flusses bis die Strasse vom Fluss abbiegt. Es ist bereits 19:30 und ich entschließe mich den kleinen Schotterweg entlang des Flusses weiter zu fahren um mir einen schönen Platz für die Nacht zu suchen. Keine 500m weiter finde ich auch einen wunderschönen Platz direkt am Fluss.

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Anfang der Passstraße zum Ashuu Pass, man kann nur erahnen wie die Straße weiter geht.

 

Auf zur letzten Etappe den Pass hinauf! Bei sturmartigen Gegenwind und durchschnittlich 10% Steigung keine ganz leichte Tour. Nach ca. 4 Stunden erreiche ich die Passhöhe des Ashuu Pass (3120m). Diese ist durch einen Tunnel entschärft. Für die Durchquerung des 3km langen Tunnel, wird dieser für mich und eine Herde Pferde extra gesperrt. Auf der anderen Seite erschließt sich ein fantastischer Blick auf das Suusamyr Tal (2300m). Entlang der Strasse stehen jede Menge Jurten und an jeder Ecke gibt es Kumis zu kaufen. Das ist vergorene Stutenmilch und dient den Einheimischen als Vitaminquelle. Da ich auch ein paar Vitamine vertragen kann, erstehe ich einen Liter des recht salzigen Getränkes. Mit der Zeit gewöhnt man sich jedoch an den eigenartigen Geschmack. Die Campiermöglichkeiten sind durch zahllose Viehherden und Jurten etwas eingeschränkt und deshalb frage ich einen Hirten ob ich neben seiner Jurte campieren kann. Kein Problem und ich werde prompt noch auf einem halben Liter Kumis eingeladen. Okay, ein kaltes Bierchen wäre mir an dieser Stelle lieber gewesen.

Die Nacht schlafe ich wenig, da der Hund bei jeder meiner Bewegungen bellt und die beiden Hausziegen Geschmack an den Abspannleinen meines Zeltes gefunden haben. Das heisst, aller halben Stunde die Ziegen vom Zelt vertreiben. Toll.

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gastfreundliche kirgisische Familie

 

Weiter das Tal entlang, kurbel ich dem Ala Bel Pass entgegen und am Nachmittag passiere ich die Passhöhe auf 3174m. Danach rolle ich es auf sehr guter Strasse ein wunderschönes Tal hinunter. Schroffe Felsen, Wald und an der Seite ein kleiner Fluss zeichnen den Weg bis hinunter nach Toktogul. Vorher übernachte ich allerdings in einm kleinen netten Guesthouse direkt am Fluss und treffe 2 Biker aus Deutschland. So muss ich das abendliche kalte Bierchen nicht allein trinken. Nebenbei erfahre ich noch, dass Kirgistan die Visumpflicht aufgehoben hat und ich somit nun überhaupt keinen Zeitdruck mehr habe. (mein Visum war nur für 2 Wochen gültig).

Unglaublich wie sich die Landschaft jeden Tag ändert. Von Toktogul führt die Strasse entlang des Toktokul See´s, türkisfarbenes Wasser eingebettet in grasbewachsen Hügel. Auf Empfehlung zweier Radfahrer aus Freiburg übernachte ich nach nur 80km direkt am See. Das Wasser ist wunderbar warm und es ist einfach herrlich meinen Körper wieder mal in Wasser zu tauchen und zu schwimmen. Ein wahrlich himmlisches Fleckchen am See, inmitten von Gras und Bergen.

Nach einer ruhigen Nacht und einem morgentlichem Bad sattle ich mein Rad, um das Naryn Tal entlang nach Schalal Abad zu fahren. Die Strasse ist tief in den Fels entlang des Flusses gehauen und es geht straff bergauf/bergab mit schönen Ausblicken auf den Fluss. Leider sind in Kirgistan die Hunde wieder aggressiver geworden und muss 2-3 Attacken überstehen. Zum Glück nicht wirklich gefährlich, aber nervig allemal. Hatte ich in 3 Monaten nur 3 Radkollegen getroffen, so habe ich hier bereits 4 Radler in 5 Tagen getroffen. die meisten kommen vom Pamir Highway und wollen weiter nach Bishkek. So treffe ich zum Beispiel einen Franzosen, der bereits seit 18 Jahren, 16 davon mit dem Rad, unterwegs ist. Krasses Ding.

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einen Tag lang entlang des Naryn

 

Die nächsten beiden Tage vergehen ziemlich ereignislos und die weitere Strecke nach Osh führt über flaches, mit Feldern übersätes Land und entlang der Strasse wird das Geerntete auch gleich direkt an den Mann gebracht. Grössere Kreuzungen gleichen einem grossen Marktplatz, durch den manchmal nur schwer durchzukommen ist.

Am 06.08. erreiche ich Osh. Leider sind alle günstigen Unterkünfte ausgebucht. Doch zum Glück treffe ich in einem Guesthouse ein paar tschechischen Bergsteiger, die noch ein Bett in Ihrem Zimmer frei haben und mir dieses auch gern zur Verfügung stellen. Nachbarschaftshilfe quasi.

In Osh werde ich 2 Tage blau machen und dann auf die Tour in den Pamir starten, wo schon die nächsten Gipfel auf mich warten.

Bilder: https://picasaweb.google.com/110249646880249006150/Kirgistan

Kilometer: 9050km